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16. April 2014 3 16 /04 /April /2014 12:33

Ist sie lange Zeit belächelt worden, so hat sich die deutsche Friedensbewegung längst aus jenem „sanften Aroma der Lächerlichkeit“, die Carl von Ossietzky 1924 noch beschrieb, befreit. Und dass die Friedensbewegung, anders als zu Gründerzeiten, wie Guido Grünewald in seinem Festvortrag darstellen sollte, mittlerweile auch hierzulande von der „tonangebenden Gesellschaft“ ernst genommen wird, entspricht der Wirklichkeit. Das zumindest, wurde einmal mehr bei der feierlichen Matinee deutlich, mit der die Friedensräume ihre 14. Saison eröffneten. Denn zu den zahlreichen Gästen und Besuchern zählten nicht allein die treuen Mitglieder und Freunde der engagierten Institution, sondern auch etliche Honoratioren aus Stadt und Politik. Und die hatten mehr als nur lobende und anerkennende Worte im Gepäck.

Vielmehr brachte Bezirksrat Edgar Rölz ein Geschenk mit, das den von Pax Christi getragenen Friedensräumen in der Villa Lindenhof über Jahre hinweg ihr Überleben garantiert. Der jährlich gewährte Zuschuss von 5000 Euro sichert die Stelle der Koordinatorin Cornelia Speth, wie Josefa Britzelmeier-Nann, geistliche Beirätin von Pax Christi Augsburg, den Gästen erklärte. Eine Förderung, mit der der schwäbische Bezirkstag zum einen ein Zeichen der Anerkennung jener Friedensarbeit setzen will, die die „weit über Schwaben hinaus einzigartigen Friedensräume“, wie Rölz sagte, leistet. Und zum anderen gewährleisten will, dass diese Arbeit auch weitergehen kann. Denn, so betonte Rölz, „die Friedensräume sind ein Leuchtturmprojekt, das über den Ort hinaus Strahlkraft hat“.

Auch Oberbürgermeister Gerhard Ecker hob die herausragende Bedeutung der Friedensräume hervor, „die den Wert von Frieden im Großen wie im Kleinen vermitteln“. Denn mit ihrer Arbeit zeigten die zum größten Teil ehrenamtlich Engagierten nicht nur wie Frieden aussehe und was Krieg bedeute, sondern auch welche Möglichkeiten es zu Konfliktlösungen gebe. „Frieden ist möglich – wenn die Menschen ihn wirklich wollen“, so Ecker abschließend.

Eine Meinung, die sicher auch Bertha von Suttner geteilt hätte. Denn auch wenn die Gründerin der Deutschen Friedensgesellschaft und erste Frau, die 1905 den Friedensnobelpreis verliehen bekam, und ihre Mitstreiter den Ersten Weltkrieg nicht verhindern konnten, wirkt ihre Arbeit noch bis in die heutige Zeit. Das zumindest verdeutlichte Guido Grünewald, internationaler Sprecher der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegnerinnen (DFG-VK) und Historiker der Deutschen Friedensbewegung. In seinem Festvortrag mit dem Titel „Der bewaffnete Friede ist bankrott. Berta von Suttner, ihre MitstreiterInnen und der große Krieg“ stellte er die Anfänge der deutschen wie auch österreichischen Friedensbewegung dar, analysierte deren Denkweise im Kontext der damaligen Zeit und stellte deren Bedeutung für die heutige Friedensbewegung heraus. Denn wenngleich die damaligen Pazifisten damit gescheitert waren den Ersten Weltkrieg zu verhindern, „haben sie in der Hochzeit des Imperialismus wichtige Erkenntnisse und Einsichten formuliert sowie neue Aktionsformen ausprobiert“, resümierte der Referent. Etwa, indem sie erstmalig systematische Lobbyarbeit betrieben, die systematische Friedenswissenschaft begründeten sowie der internationalen Rechtsordnung wertvolle Impulse gaben.

„Vor allem haben die Pazifisten das damals weitverbreitete Dogma vom unvermeidlichen Krieg infrage gestellt“, sagte Grünewald und erklärte: „Sie haben darauf gepocht, dass Kriege von Menschen gemacht werden und dass daher Institutionen Kriege abschaffen können, weil Kämpfe und Konflikte mit anderen Mitteln ausgetragen und gelöst werden können.“ Ein Verdienst, der nach Meinung des Referenten, darin bestehe, dass Berta von Suttner und ihre Mitstreiter auch für die Zukunft gültige alternative Entwicklungspfade eröffneten. Allerdings, so schloss er, solche, „die wir noch heute teilweise nur mühsam beschreiten“.

Von Isabel Kubeth de Placido (Erschienen: 15.04.2014)

Quelle: http://www.schwaebische.de/region/bodensee/lindau/stadtnachrichten-lindau_artikel,-Die-Friedensraeume-strahlen-ueber-Lindau-hinaus-_arid,5628044.html

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