Es steht mehr an als die pragmatische Stilllegung eines Betriebsteils, wenn Großbritannien jetzt eine Sparte seiner atomaren Wiederaufbereitung in Sellafield schließen will. Vielmehr zerbröselt das nächste Heilsversprechen der Atomlobby (und widerlegt damit die Vision des Brennstoffkreislaufs).
Als der Chef der japanischen Atomenergiebehörde jüngst Fukushima besuchte, prophezeite er trotz des Desasters eine weltweit steigende Atomstromproduktion. Eine Lüge. Zurzeit gehen mehr AKW aus Altersschwäche vom Netz als neue entstehen. Die meisten „geplanten“ Anlagen sind unfinanzierbar; China zielt mit dem derzeit ehrgeizigsten Bauprogramm auf einen Atomstrom-Anteil von zwei Prozent. Im Ex-Atom-Mekka Japan stehen 17 von 54 AKW still, man träumt vom Ausstieg.
Darum lohnt es sich für die Briten nicht mehr, in Sellafield alte Uranstäbe zu MOX-Brennelementen zu recyceln. Bald ist Frankreich, wo Atomkraft und Staat eng verfilzt sind, der letzte MOX-Produzent. Wie in Tschernobyl der Traum von der sicheren Kernkraft starb, wie die Hoffnung auf megastarke Schnelle Brüter platzte und wie Milliardensubventionen für neue AKW und Endlager am Mythos vom Billigstrom kratzten, so wird in Sellafield gerade die Vision des Brennstoffkreislaufs, der wiederverwertbaren Kernkraft, widerlegt.
So blind sich die Atomfreunde stellen: Von einer Zukunftstechnologie kann keine Rede mehr sein.
Quelle: http://www.fr-online.de/politik/meinung/dem-ende-einstueck-naeher/-/1472602/8765484/-/index.html