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16. November 2012 5 16 /11 /November /2012 13:31

Nach der jüngsten Eskalation im Konflikt zwischen Israel und Palästina fordert die katholische Friedensbewegung Pax Christi einen sofortigen Stopp der Gewalt. Die Zivilbevölkerung leide auf beiden Seiten massiv unter dem andauernden Beschuss, sagte die Vizepräsidentin von Pax Christi Deutschland, Wiltrud Rösch-Metzler, an diesem Donnerstag im Interview mit Radio Vatikan.

Am zweiten Tag in Folge griffen israelische Streitkräfte verschiedene Ziele im Gazastreifen an, Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu schloss eine Ausweitung der Offensive nicht aus. Der UNO-Sicherheitsrat kam angesichts der Explosion der Gewalt am Mittwochabend zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.

Militante Palästinenser hatten Dutzende Raketen in Richtung Israel abgefeuert; Israel reagierte am Mittwoch mit der gezielten Tötung des Hamas-Militärchefs Ahmed al-Dschabari. Laut Medienangaben hatte die neue Runde der Gewalt zwischen Palästina und Israel am Samstag begonnen. Ein israelischer Jeep wurde offenbar von einer Rakete aus dem Gazastreifen getroffen, dabei wurden vier Soldaten zum Teil schwer verletzt. Israel reagierte mit massiven Vergeltungsschlägen.

 Im Folgenden lesen Sie unser Interview mit Wiltrud Rösch-Metzler von Pax Christi Deutschland in voller Länge. Die Audiovision hören Sie durch Anklicken des Lautsprechersymbols oben links.

 Frau Rösch-Metzler, nach der gezielten Tötung des Hamas-Militärchefs Ahmed al-Dschabari in Gaza hat sich der Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis weiter verschärft. Was für Auswirkungen haben die Militärschläge für die Zivilbevölkerung auf palästinensischer und israelischer Seite gehabt? Sind Sie in Kontakt mit Menschen vor Ort?

 „Die Auswirkungen für die Zivilbevölkerung sind verheerend. Sie lebt in Angst und Schrecken vor den Bombardierungen und den Raketen, die Menschen in Südisrael und in Gaza müssen um ihr Leben fürchten. Mit Trauer blicken wir auf die bislang gemeldeten Toten auf palästinensischer Seite und die israelischen Opfer. Für die Bewohner des Gaza-Streifens, die meisten sind ja Jugendliche und Kinder, kommt jetzt das Trauma des Gaza-Krieges von 2009 wieder hoch: keine Bunker zu haben, über keine Grenze flüchten zu können, weil der Gazastreifen ja abgeriegelt ist. Gestern Abend konnte ich noch mit einem Bekannten im Gazastreifen sprechen. Seine Kinder waren im Bett, aber im Hintergrund hörte ich die Bombeneinschläge und irgendwann auch die Kinder weinen. Heute wird es von der israelischen Friedensbewegung noch Demonstrationen in Tel Aviv geben – gegen den Krieg.“

 UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat vor einer Eskalation der Gewalt und einem neuen Gaza-Krieg gewarnt. Meinen Sie, die Lage wird sich wieder beruhigen oder ist ein solches, erschreckendes Szenario realistisch?

„Die israelische Regierung hat angekündigt, ihre Angriffe weiterzuführen. Und die Hamas will den Tod ihres Militärführers rächen. Beides deutet also nicht auf einen sofortigen Rückgang der Gewalt hin. Sorgen muss der Internationalen Gemeinschaft auch die Erfahrung aus dem Gaza-Krieg 2009 mit damals über 1300 toten Palästinensern und über einem Dutzend israelischen Toten machen. Die Kriegsverbrechen von damals sind immer noch nicht aufgearbeitet.“

Israel steht vor den Wahlen, die Palästinenser haben in den letzten Monaten verstärkt die internationale Anerkennung eines eigenen, möglichen Staates gefordert. Warum eskaliert die Situation in Gaza-Israel genau jetzt? In welchem internationalen und regionalen Zusammenhang würden Sie diese Eskalation der Gewalt stellen?

 „Viele Beobachter, auch in der israelischen Friedensbewegung, sehen in den Angriffen gegen Gaza eine Wahlkampftaktik. Damit Wolle Netanjahu zeigen, Israel ist bedroht, und er will natürlich ablenken von Gerechtigkeitsfragen, die eigentlich in Israel anstehen. Es geht ja um bezahlbare Mieten und Lebensmittel. Gaza geht es insgesamt schlecht. Den Zugang für Waren und Menschen von und nach Gaza hält die israelische Regierung nun schon seit vielen Jahren gesperrt. Erst vor Kurzem hat aber der Emir von Katar den Gazastreifen besucht und ein großes Wohnungsbauprogramm versprochen, was den Menschen dort Hoffnung gemacht hat. Solch einen kleinen Hoffnungsschimmer erstickt man nun durch Bombardierungen.“

 Rückt nach der jüngsten Eskalation eine „gütliche Lösung“ in immer weitere Ferne? Was könnten überhaupt Lösungswege sein?

 „Also die jetzige dramatische Lage bringt wieder einmal ins Bewusstsein, dass die Lösung des Nahostkonfliktes von Jahrzehnt zu Jahrzehnt verschoben wird. In den Oslo-Verhandlungen anerkannte die palästinensische Befreiungsorganisation PLO den Staat Israel und gab sich mit 22 Prozent des ehemaligen britischen Mandatsgebietes Palästina zufrieden. Für eine Zweistaatenlösung wird es aber bald kein Land mehr geben, weil auch diese 22 Prozent durch israelischen Siedlungsbau infrage gestellt sind. Was aussteht ist, dass Israel den Staat Palästina anerkennt.“

 Was fordert Pax Christi angesichts der aktuellen Entwicklungen?

 „Wir appellieren an die beiden Konfliktparteien, sich die Nöte der Zivilbevölkerung vor Augen zu führen und ihre Militäraktionen sofort einzustellen. Die Internationale Gemeinschaft muss mit Nachdruck auf die Öffnung des Gazastreifens drängen und auf eine Lösung des Nahostkonfliktes hin die Hamas als einen der politischen Akteure im innerpalästinensischen Kräfteverhältnis mit berücksichtigen. Und natürlich bitten wir auch alle um das Gebet für Frieden.“

 (rv 15.11.2012 pr) : http://de.radiovaticana.va/articolo.asp?c=639131

Ansprechpartnerin bei pax christi für die Medien: Generalsekretärin Christine Hoffmann: Telefon: 030-20076780 Fax: 030-200767819 sekretariat@paxchristi.de

www.paxchristi.de

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