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9. Februar 2013 6 09 /02 /Februar /2013 14:51

KiK, C & A und andere sollen Entschädigungen zahlen!

Am 24. November 2012 sind 112 Arbeiterinnen und Arbeiter bei einem Brand in der Tazreen-Fabrik gestorben, die unter anderem an KiK und C&A geliefert hat. Seit 2005 sind mehr als 700 Beschäftigte durch Brände in Fabriken der Bekleidungsindustrie umgekommen. Jeden Tag könnte sich erneut eine solche Katastrophe ereignen.

Die betroffenen ArbeiterInnen und ihre Gewerkschaften vor Ort kämpfen nun dafür, dass die Opfer des Tazreen-Brandes entschädigt und verbindliche Sicherheitsstandards in der Bekleidungsindustrie Bangladeschs etabliert werden. Trotz aller Todesopfer und Verletzter lehnen noch immer große Textileinkäufer die Unterzeichnung solcher Standards ab.

Dabei ist die Lösung einfach: Vor einiger Zeit wurde von bangladeschischen und internationalen Gewerkschaften und Arbeitsrechtsorganisationen ein Brandschutzprogramm entwickelt. Schon heute sind große Unternehmen wie PVC (Tommy Hilfinger und Calvin Klein) und Tchibo Teil dieses wichtigen Prozesses.

Wir fordern daher C&A und KiK in Deutschland, aber auch die anderen Einkäufer der Tazreen-Fabrik wie Walmart, Li&Fung, Edinburgh Woolen Mill, Disney, Dickies, Sean Comb (ENYCE) und Kmart/ Sears auf:

1. die Opfer der Brände vollständig zu entschädigen,

2. sicherzustellen, dass die Brandursachen vollständig und transparent untersucht werden,

3. das  Brandschutzabkommen (Bangladesh Fire and Building Safety Agreement) zu unterzeichnen.

Bitte schreiben Sie eine E-Mail an KiK, C&A und die anderen Unternehmen!

Helfen Sie mit, dass den Arbeiterinnen und Arbeitern in Bangladesch Gerechtigkeit widerfährt und ein solch tragischer Unfall sich nicht wiederholt!

Jede Stimme macht einen Unterschied und entscheidet über die Einführung elementarer Sicherheitsstandards in Bangladeschs Fabriken.

Herzlichen Dank!

Frauke Banse, Gisela Burckhardt und "Die Kampagne für Saubere Kleidung"

Lesen Sie mehr auf unserer Website darüber, was die Unternehmen machen sollen.

 - Eine aufwühlende und aufschlussreiche Reportage von Panorama über die “KIK-Story”.

http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama_die_reporter/kik163.html

 

siehe auch: Beim Brandschutzprogramm der Gewerkschaften mitmachen und Opfer entschädigen!

- Die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards in der öffentlichen Auftragsvergabe verbindlich machen !

- World Fair Trade Day

- Die Krux mit der Nächstenliebe

- Landmark Bangladesh Fire Safety Agreement

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21. Dezember 2012 5 21 /12 /Dezember /2012 13:37

Seit 2005 sind mehr als 700 Beschäftigte durch Brände in Fabriken der Bekleidungsindustrie umgekommen. Jeden Tag könnte sich erneut eine solche Katastrophe ereignen.

Die betroffenen ArbeiterInnen und ihre Gewerkschaften vor Ort kämpfen nun dafür, dass die Opfer des Tazreen-Brandes entschädigt und verbindliche Sicherheitsstandards in der Bekleidungsindustrie Bangladeschs etabliert werden. Trotz aller Todesopfer und Verletzter lehnen noch immer große Textileinkäufer die Unterzeichnung solcher Standards ab.

Dabei ist die Lösung einfach: Vor einiger Zeit wurde von bangladeschischen und internationalen Gewerkschaften und Arbeitsrechtsorganisationen ein Brandschutzprogramm entwickelt. Schon heute sind große Unternehmen wie PVC (Tommy Hilfinger und Calvin Klein) und Tchibo Teil dieses wichtigen Prozesses.

Zu Weihnachten möchten wir daher C&A und KiK in Deutschland, aber auch die anderen Einkäufer der Tazreen-Fabrik wie Walmart, Li&Fung, Edinburgh Woolen Mill, Disney, Dickies, Sean Comb (ENYCE) und Kmart/ Sears auffordern:

1. die Opfer der Brände vollständig zu entschädigen,

2. sicherzustellen, dass die Brandursachen vollständig und transparent untersucht werden,

3. das  Brandschutzabkommen (Bangladesh Fire and Building Safety Agreement) zu unterzeichnen.

Bitte schreiben Sie noch vor Weihnachten als Kundin/ Kunde der in Bangladesch gefertigten Bekleidung eine E-Mail an Kik, C&A und die anderen Unternehmen!  Helfen Sie mit, dass den Arbeiterinnen und Arbeitern in Bangladesch Gerechtigkeit widerfährt und ein solch tragischer Unfall sich nicht wiederholt!

Jede Stimme macht einen Unterschied und entscheidet über die Einführung elementarer Sicherheitsstandards in Bangladeschs Fabriken.

Herzlichen Dank!

Frauke Banse, Gisela Burckhardt und "Die Kampagne für Saubere Kleidung"

Lesen Sie mehr auf unserer Website darüber, was die Unternehmen machen sollen.

Beteiligen Sie sich hier direkt an einer Petition von

Frauke Banse, Gisela Burckhardt - Kampagne für Saubere Kleidung

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26. Juli 2012 4 26 /07 /Juli /2012 22:50

Entis worked for ten years at the PT Kizone factory just before its closure in 2011. He, along with 2,800 fellow workers, is owed 1.5 million euro by his former employer. Adidas, a former buyer at the factory, has paid over 120 million euro to plaster its name all over the London Olympics. Yet they are refusing to pay a penny towards the money still owed to Kizone workers.

Pressure from campaigners across the world forced adidas to meet with workers in June. Their offer: a food voucher for each workers worth just € 43 - the price of one London 2012 branded sweatshirt. Adidas' latest offer is nothing more than an insult. 

This is Entis' response:

"I see [the food voucher] as a form of abuse by adidas towards us as the former workers of Kizone. These vouchers will not cover our debts.  Since PT Kizone closed, we have had no income - no work. I, as a former Kizone worker and a representative of my fellow workers, demand 1.5 million euro as our severance.


Our friends over at SumOfUs.org have joined the campaign for PT Kizone. They have set up a petition to call on adidas to pay up. We need to show adidas we are not going away.

Tell adidas: food vouchers aren't enough. Pay Kizone workers now

Find out more:
Read about adidas' insulting offer
See a video message from Entis
Read more background on this case

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23. März 2012 5 23 /03 /März /2012 03:08

Following a series of garment factory fires and building collapses in Bangladesh that have claimed the lives of hundreds of workers in recent years, ILRF and other labor groups have urged apparel brands that have their clothes sewn in Bangladesh to ensure a safe workplace.

Today, PVH Corp — one of the largest global apparel companies, whose brands include Calvin Klein, Tommy Hilfiger, Van Heusen, IZOD, ARROW and Bass — has agreed to a  landmark fire and building safety agreement with ILRF, Clean Clothes Campaign, Worker Rights Consortium, Maquila Solidarity Network, the International Textile, Garments and Leather Workers Federation, and seven Bangladeshi trade unions and NGOs.

Please sign our petition calling on other major apparel companies to do their part for the safety of garment workers in Bangladesh!

Thanks in advance for taking action,

Liana Foxvog
National Organizer
International Labor Rights Forum

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21. Februar 2011 1 21 /02 /Februar /2011 10:27

Näherinnen verdienen in Bangladesch zwischen 16 und 30 Euro im Monat, dafür arbeiten sie oft bis zu 14 Stunden am Tag - unter unmenschlichen Bedingungen. Wer sich wehrt, setzt seinen Arbeitsplatz aufs Spiel. Arifa Akter hat es trotzdem gewagt und in einer Fabrik eine Gewerkschaft gegründet.

Arifa Akter ist 36 Jahre alt. Über 20 Jahre davon hat sie in Textilfabriken in Dhaka gearbeitet. Mit zehn Jahren fing sie als Helferin an, später wurde sie Näherin und nähte billige T-Shirts, Blusen und Hosen für den Westen.

SWR2 Leben Das T-Shirt aus Bangladesch - Eine Näherin erzählt    Eine Sendung von Christine Werner

Quelle: http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/leben/-/id=660174/nid=660174/did=7487160/hua95/index.html

Manuskript: http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/leben/-/id=7487162/property=download/nid=660174/18y7n0m/swr2-leben-20110221.pdf

Podcast:  http://mp3-download.swr.de/swr2/leben/2011/02-21/swr2leben_20110221_das_t_shirt_aus_bangladesch.6444m.mp3

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13. Januar 2011 4 13 /01 /Januar /2011 23:00

Das Landesarbeitsgericht Hamm hat es am Abend des 13. Januars entschieden: Auch in kirchlichen Einrichtungen sollen gewerkschaftlich organisierte Streiks erlaubt sein. Damit wurden in zweiter Instanz die Klagen der Evangelischen Kirche von Westfalen, der Evangelischen Landeskirche Hannover und verschiedener Diakonischer Werke abgewiesen.

Zum Hintergrund

Als deutscher Arbeitnehmer sollte man eigentlich mit seinem Arbeitgeber Tarifverhandlungen führen können und zur Not streiken dürfen. Pech für Angestellte der Kirchen, der Diakonie und der Caritas, insgesamt 1,3 Millionen Beschäftigte in Deutschland: Für sie gilt dieses Recht bislang nicht, meinen jedenfalls die Kirchen. Denn aus rechtlichen Regelungen, die aus der Weimarer Republik und dem Dritten Reich stammen, leiten die Kirchen (und oft auch der Gesetzgeber) Extraregelungen beim Thema Arbeitsrecht her, erklärt Ulli Schauen, der sich kritisch mit dem Verhalten der Kirchen befasst hat und betroffene Arbeitnehmer interviewt hat.

Das Konstrukt der "Dienstgemeinschaft"

1938 erfand man in Deutschland das Konstrukt von der "Dienstgemeinschaft". Streiks und Mitbestimmung waren tabu, weil alle im Betrieb vereint für die Volksgemeinschaft arbeiteten. Natürlich verschwanden solche Bestimmungen in der Nachkriegszeit, aber protestantische Kirchenrechtler in Westdeutschland sorgten dafür, dass die Idee nicht unterging. Das Konstrukt "Dienstgemeinschaft" halten sie bis heute hoch. Das Betriebsverfassungsgesetz gilt nicht für die Kirchenbetriebe. Nun ist es rechtsgeschichtlich häufig so, dass Bestimmungen aus der NS-Zeit weiter fortwirken, zum Beispiel auch im Steuerrecht. Seltsam findet es Ulli Schauen schon, dass die Kirchen nach dem Krieg explizit nicht auf Gesetze der Weimarer Republik zurückgriffen. 1920 nämlich fielen auch die Kirchen unter das Betriebsratsgesetz. Daran wollte man offenbar nicht anknüpfen.


Kein Tarifvertrag, kein Streikrecht, das wollen viele unzufriedene Beschäftigte ändern.

Am 13. Januar 2011 nimmt sich das Landesarbeitsgericht Hamm nun eines aktuellen Falles an. Im August 2008 hatte die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di den Verband der Diakonischen Dienstgeber zu Tarifverhandlungen aufgefordert, weil es auch bei dem Arbeitgeber Kirche längst Dumpinglöhne und fehlende Mitbestimmung gibt. Die Diakonie lehnte Verhandlungen ab, im Frühjahr und Herbst 2009 streikten die Beschäftigten dann, nach einem Aufruf von ver.di.

Klage gegen Arbeitskampfmaßnahmen

Die Evangelische Kirche von Westfalen hat zusammen mit anderen kirchlichen Institutionen gegen diese Arbeitskampfmaßnahmen Klage eingereicht – und in erster Instanz auch gewonnen. Denn das Bielefelder Arbeitsgericht hatte den Grundgesetzartikel, der den Kirchen eine gewisse Unabhängigkeit bei der Regelung ihrer inneren Angelegenheiten gewährt, höher bewertet als das grundgesetzliche Recht der Arbeitnehmer, sich für eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen zusammen zu schließen und zu streiken.

Statt der Tarifverhandlungen entscheiden bei den Kirchen paritätisch besetzte Kommissionen , die einvernehmlich Entscheidungen treffen. Nur: Die Arbeitnehmerseite wird hier nur schon einmal mit Entscheidungsträgern besetzt – in weltlichen Unternehmen kaum denkbar. Funktioniert hat das Modell in den vergangenen Jahrzehnten unter anderem, weil die von der Gewerkschaft ÖTV erstrittenen Tarifverträge aus dem öffentlichen Dienst weitestgehend übernommen wurden, und nicht, weil das Instrument generell friedlicher ist, meint Ulli Schauen. Doch die ökonomischen Zwänge wachsen, kirchliche Pflegedienste können und wollen sich oft nur noch mit Dumpinglöhnen auf dem Markt durchsetzen, das mache gewerkschaftliche Hilfe nötig, meint ver.di.

Bedeutung des erwarteten Urteils

Das anstehende Urteil könnte wegweisend sein: Behalten die Kirchen ihren Sonderstatus? Immer mehr Juristen zweifeln die fragwürdige gesetzliche Extrawurst nämlich an. Je nach Urteil könnten sowohl Kirchen als auch Arbeitnehmer und Gewerkschaften immer weiter klagen: Über das Bundesarbeitsgericht, dann über das Bundesverfassungsgericht, vielleicht gar bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte könnte der Weg führen. Zumindest theoretisch denkbar wäre auch, dass andere Pflegeunternehmen die Konkurrenz durch kirchliche Dumpinglöhne nicht länger hinnehmen und wettbewerbswidriges Verhalten vor dem Europäischen Gerichtshof geltend machen.

Quelle: http://wissen.dradio.de/arbeitsrecht-auch-in-kirchen-darf-gestreikt-werden.33.de.html?dram:article_id=7802

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19. Juli 2010 1 19 /07 /Juli /2010 09:26

Bei aktuellen nationalen Streiks und Demonstrationen stehen die Panamaer brutalen Aufstandsbekämpfungseinheiten der Polizei gegenüber. Bis heute sind mindestens sechs Tote Aktivisten zu beklagen. Die Bewegung begann mit einem Streik der Bananenarbeiter Anfang Juli in der Provinz Bocas del Toro, an der Grenze zu Costa Rica. Die Bewegung wehrte sich gegen das kontrovers diskutierte "Gesetz 30". Dieses Gesetz hebelt unter anderem die Gewerkschaften in privaten Unternehmen aus, negiert die Tarifverträge und schafft die Notwendigkeit ab, Studien zur Umweltbelastung von Bauvorhaben durchzuführen.

"In wenigen Worten formuliert ist es ein Attentat auf soziale Rechte und den Umweltschutz in unserem Land", sagt Silvestre Díaz, Sprecher der Nationalen Front für die Verteidigung von wirtschaftlichen und sozialen Rechten in Panama (FRENADESO).

Mit dem Ziel, das Gesetz wieder abzuschaffen, haben Gewerkschaftsverbände und soziale Organisationen am 14. Juli einen landesweiten Generalstreik durchgeführt. Im ganzen Land sind Spezialeinheiten der Polizei, die speziell zur Aufstandsbekämpfung ausgebildet wurden, mit brutaler Gewalt gegen die Protestierenden vorgegangen. Dabei wurden Hunderte Aktivisten ohne Rücksicht auf grundlegende Menschenrechte festgenommen.

 

mehr dazu: http://amerika21.de/analyse/4321/panama-sozialer-widerstand

 

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20. Juni 2010 7 20 /06 /Juni /2010 12:11

Soziale Ungleichheit macht Arme und Reiche unglücklich

 

Die Erkenntnis ist eingängig, ihre Folgerung läßt sich auf eine einfache Formel verkürzen: Werden die Gesellschaften gleicher, gibt es weniger Probleme. Der Boden, auf den sie gründet, sind harte Kriterien: Mord, Selbstmord, Fettsucht, Teenagerschwangerschaften, Kindersterblichkeit, psychische Krankheiten, Zahl der Inhaftierten, Bildungsstand von Fünfzehnjährigen, soziale Mobilität und die Stellung der Frau. Die Zahlen, die das Ausmaß dieser Phänomene beziffern, haben sich Kate Pickett und Richard Wilkinson von der WHO und anderen internationalen Organisationen geholt und sie mit Einkommensunterschieden in verschiedenen Ländern verglichen. Dabei kam es ihnen auf den Unterschied zwischen den obersten 20 Prozent der Besserverdiener und dem unteren Fünftel auf der Einkommensskala an. Das Ergebnis fasst Kate Pickett in einem Interview mit der taz wie folgt zusammen:

 

"Wir haben uns angeschaut, wie sich die Einkommensverteilung in 21 reichen Industrieländern auf diese Probleme auswirkt. Und wir haben herausgefunden, dass Länder, in denen die Kluft zwischen Arm und Reich gering ist, durchweg besser abschneiden (...) Wenn man den Quotienten der Einkommensungleichheit in einem Land kennt, weiß man ziemlich genau, wie sehr es von all diesen sozialen Probleme betroffen ist."


Mehr Gewalt, mehr Gefängnisinsassen, mehr Teenagerschwangerschaften, schlechtere Schulabschlüsse, weniger soziale Mobilität - all dies zeigte sich deutlich in Ländern, in denen die Einkommensunterschiede groß sind. Hervorgehoben wird von Pickett zudem, dass sich Ungleichheit auf alle, Arm und Reich, negativ auswirken würde.

 

Das Buch der beiden "Sozialepidemologen" Pickett und Wilkinson, die dem Zusammenhang von Krankheiten mit Bildung, Status und Einkommen auf der Spur sind (siehe dazu auch Schlechte Aussichten für Ärmere in besseren Wohngegenden), heißt "The Spirit Level", zu deutsch "Gleichheit ist Glück".

 

Es findet sich seit geraumer Zeit in den Bestsellerlisten und wird längst in vielen Foren und privaten Gesprächen diskutiert. Die neuen Erkenntnisse - "die Mordraten sind in ungleicheren Gesellschaften zehnmal so hoch wie in gleicheren. Die Zahl der psychisch Kranken ist dreimal so hoch. In ungleichen Gesellschaften bringen sechs- bis achtmal so viele Teenager Kinder zur Welt" - kursieren seit Monaten in den Foren. In die "große Politik" haben sie es noch nicht geschafft, wie man an der Wirtschaftspolitik der Union und besonders der FDP erkennen kann.

 

Für die Diskussion um die soziale Gerechtigkeit der Regierungs-Sparpläne, die jüngst durch eine kontrovers diskutierte Studie des DIW weiter entfacht wurde (siehe Die Niedriglohnpolitik frisst die Mitte), liefern Wilkinson und Pickett Gegenargumente gegen die Überzeugung, dass sich der Reichtum der Bessergestellten, die durch Steuererleichterungen weiter entlastet werden, auch günstig auf die Ärmeren verteilen würde. Der sogenannte "trickle down effekt" hat sich nicht realisiert. Mit dieser Erkenntnis schaltet sich nun jemand in die Diskussion ein, von dem man es vorderhand so nicht erwartet hätte, Thomas Fricke, "Chefökonom" der Financial Times Deutschland.

 

In seiner aktuellen Kolumne interpretiert Fricke den "trickle down effekt" als "bessere Leistungsanreize" und stellt ihnen den "grotesk hohen Preis" gegenüber, den Länder, die dieser "irrigen Idealisierung" folgen, insbesondere die USA, zu zahlen hätten. Und hält den Vertretern dieser Anschaung Beispiele entgegen, wie man es offensichtlich besser machen kann:

 

"Politisch relevant ist, dass die negativen Folgen selbst den Vorteil hoher Pro-Kopf-Einkommen wettzumachen scheinen. Immerhin sind die Amerikaner im Schnitt reicher als andere, haben aber trotzdem mehr Probleme. Das ist teuer. Kein Land muss so viel Geld mobilisieren, um seine Krankheiten zu kurieren. Zudem sind Menschen in egalitäreren Ländern offenbar innovativer. Pro Kopf wird in nordischen Ländern an Patenten ein Vielfaches von dem angemeldet, was die USA verzeichnen, wo mangels Sozialvertrauens auch die Bereitschaft geringer ist, etwas für das Allgemeingut Umwelt zu tun - die Recyclingquote ist in Skandinavien ebenfalls höher."


Seine Schlüsse aus den Erkenntnissen Wilkinsons und Pickerts spitzt Fricke letztendlich auf die deutschen Verhältnisse zu. Auch wenn Deutschland, was das Einkommensgefälle betrifft, einen Mittelplatz belegt, so wäre es doch gut, legt Fricke nahe, sich an den gesünderen Vorbildländer in Nordeuropa zu orientieren und nicht an amerikanischen Verhältnissen. Man müsse wirtschaftspolitische Maßnahmen dahingehend prüfen, ob sie das Gefälle erhöhen und damit mehr Schaden verursachen.

 

Dabei hat Fricke insbesondere die Niedriglohnjobs im Blick: Es erscheine "ökonomisch fraglich, ob es - im wahren Sinne - gesund wäre, noch mehr Niedriglohnjobs zu schaffen: wenn so zwar der ein oder andere Job geschaffen wird, dafür aber die Lebenserwartung sinkt, mehr Säuglinge sterben und bald nur noch psychische Problemfälle durchs Land laufen. Da könnte es per saldo lohnen, das Geld in bessere Jobs zu stecken."

 

Zu höheren Spitzensteuersätzen schweigt Fricke. Aber dazu schwingen sich ja selbst in der Union schon einige Flügel auf.

Thomas Pany

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2. April 2010 5 02 /04 /April /2010 20:18

Antwortschreiben eines Handelsunternehmens auf die in der Überschrift genannte Kampagne. 

... wir bedanken uns für Ihre Nachricht zum Thema Asia Floor Wage Campaign.

  Es ist unbestritten und mit Recht zu beklagen, dass die in Asien von den jeweiligen nationalen Gesetzgebern festgelegten Mindestlöhne unzureichend sind, um den Lebensunterhalt der Beschäftigten und ihrer abhängigen Familienangehörigen zu finanzieren.

  In den vergangenen Jahren haben sich freiwillige Initiativen gebildet mit dem Ziel,  nicht nur aber insbesondere den Lebensunterhalt deckende Löhne durchzusetzen. Zu nennen sind hier insbesondere die sog. Multistakeholderinitiativen wie Ethical Trading Initiative (ETI), Fair Wear Foundation (FWF) und Social Accountability International (SAI), die in ihren jeweiligen Standards einen den Lebensunterhalt deckenden Lohn zur Norm gemacht haben. Auch im Rahmen des MFA Forums steht das Thema ganz oben auf der Prioritätenskala. ... engagiert sich aktiv bei SAI und im MFA Forum, hier insbesondere in der sog. Buyers Group Bangladesh.

  Eine für alle Marktteilnehmer verbindliche Festschreibung eines den Lebensunterhalt deckenden Lohns für die Beschäftigten in den asiatischen Beschaffungsmärkten konnte trotz dieser und weiterer Initiativen nicht erreicht werden.

  Die wesentlichen Gründe sind darin zu sehen, dass die nationalen Regierungen aufgrund des Wettbewerbs der Beschaffungsmärkte untereinander selbst kein Interesse an einer Verteuerung der Arbeitskosten haben. Wettbewerb besteht auch zwischen den Produzenten in den asiatischen Beschaffungsmärkten sowie zwischen den internationalen Handelsunternehmen mit Blick auf einen vergleichsweise günstigsten Produktverkaufspreis in ihren Vertriebsmärkten.

  Die Lösung kann deshalb nur darin bestehen, die Arbeitskosten in den asiatischen Beschaffungsmärkten für alle Marktteilnehmer verbindlich und damit wettbewerbsneutral zu regeln. Wir begrüßen deshalb und unterstützen die Asia Floor Wage Campaign. Wir gehen dabei davon aus, dass im Rahmen des AFW-Programms

- die für eine erfolgreiche Umsetzung erforderlichen Kräfte (Regierungsorganisationen, Nichtregierungsorganisationen, Wirtschaft und Gewerkschaften) gebündelt werden,

- das internationale Kartellrecht beachtet wird,

- das Recht der Beschäftigten, sich gewerkschaftlich zu organisieren und Tarifverhandlungen zu führen, nicht beeinträchtigt bzw. gefördert wird,

- es gelingt, den Lebensunterhalt deckende Löhne in den Beschaffungsmärkten länder- und branchenübergreifend als gesetzliche Mindestlöhne verbindlich festzulegen, wobei die Festlegung der exakten Beträge – soweit vorhanden - den nationalen Tarifparteien vorzubehalten ist.

  Dadurch können gleiche Wettbewerbsbedingungen geschaffen und der Ausschluss einzelner Produzenten, Handelsunternehmen oder Märkte aus dem internationalen Wettbewerb verhindert werden. Auch werden dadurch gewerkschaftliche Mitbestimmungsstrukturen – soweit vorhanden – nicht beeinträchtigt.

  Unser politisches Engagement in den oben genannten Initiativen ist nur ein Baustein in unserem umfassenden Sozialprogramm zur Verbesserung von Arbeits­bedingungen in Asien. Einen Überblick über unsere Aktivitäten erhalten Sie ...

  Wir hoffen, dass wir Ihr Anliegen für Sie zufrieden stellend beantworten konnten. Bei weiteren Fragen sind wir gerne für Sie da.

  Mit freundlichen Grüßen

  ...

 

Der Handelskonzern Metro verstößt nach einer Studie der Hilfsorganisation Oxfam in Indien massiv gegen Arbeitsrechte.

  Metro zahle etwa Landarbeiterinnen bei den indischen Metro-Lieferanten lediglich 85 Cent pro Tag für zehn bis zwölf Stunden Arbeit, erklärte die Autorin der Studie, Franziska Humbert, von Oxfam Deutschland in Berlin. Metro wies die Vorwürfe von Oxfam zurück.

  "Metro verletzt sowohl bei eigenen Angestellten als auch bei Obst- und Gemüselieferanten in Indien massiv Arbeitsrechte", hieß es in einer Mitteilung von Oxfam. "Bei Metros sozialer Verantwortung klafft eine erhebliche Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit."

  Besonders problematisch seien die Arbeitsbedingungen der Landarbeiterinnen bei den indischen Metro-Lieferanten. Neben der geringen Bezahlung erhielten sie bei sechs Tagen Arbeit nur einen halben freien Tag pro Woche, sagte Humbert, Referentin für soziale Unternehmensverantwortung bei Oxfam Deutschland. Damit liege ihr Lohn unter der Armutsgrenze von 1,25 US-Dollar pro Tag. Die Frauen verdienen demnach bis zu 50 Prozent weniger als ihre männliche Kollegen.

  Oxfam hält Metro außerdem vor, Gewerkschaftsmitglieder zu benachteiligen. Gewerkschaftlich organisierte Angestellte der indischen Metro-Tochter Cash & Carry würden bei Gehaltserhöhungen und Beförderungen übergangen. Außerdem gebe es unbezahlte Zwangsüberstunden, die gegen indisches Arbeitsrecht verstießen.

 

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